Serra de Tramuntana • Mallorca
Der Sommer war irgendwie verkorkst, folglich ein schneller Entschluss, diese Buchung, eine Woche lang Wandern, das „andere“ Mallorca in der Serra de Tramuntana.
Sonntag
Aufstehen um zwei Uhr, das ist früh. Ich fahre zu dem Parkplatz außerhalb des Flughafens – unterwegs sorgt eine Umleitung für unnötige Spannung – und werde zum Terminal gebracht.
In Palma versammelt sich die Gruppe, die inzwischen auf 15 angewachsen ist. Die „Chefin“ ist Aina, eine Mallorquinerin, die das Organisatorische gut im Griff hat und die alles über die Balearen weiß.
Wir fahren nach Estellencs ins Hotel.
Gegen Mittag bekomme ich das Gefühl, es sei bereits Abend. Das täuscht, und daher gehen einige hinunter ans Meer zu einer eher tristen Bucht mit großen Steinen. Baden ist hier mehr Pflicht als Kür, das Wasser ist warm und salzig, schon lange nicht mehr im Meer gewesen.
Montag
Wir fahren zu einem Wachturm an der Küste und erfahren eine Menge über böse Piraten und das Geschick der Bevölkerung, sich zu schützen. Dann weiter in die Nähe von Banyalbufar. Wir gehen hinunter an die Küste in Port de Canonge; einige Höhenmeter wieder hinauf und in einem großen weiten Bogen nach Estellencs zurück – durch die stets grünen Steineichenwälder, vorbei an Johannisbrotbäumen und Erdbeerbäumen, durch aufgelassenes terrassiertes Gelände mit Olivenbäumen und ihren verdreht-verqueren Stämmen. Aina erklärt die Technik des Kalkbrennens und die Herstellung von Holzkohle, immer wieder finden sich Köhlerplätze.
Dienstag
Der Berg ruft, er heißt Puig de Galatzo, 1027m. Die Tour beginnt (und endet) mit einem längeren Umweg, da der unmittelbare Aufstieg von Estellencs einen Weg verwendet, den der Grundbesitzer für Wanderschuhe nicht freigegeben hat. Artikel 14 GG könnte helfen. Nach Verlassen der Steineichenwälder wird der Blick frei für Berge, Küste und Meer. Der Gipfel bietet großen Rundblick, um ihn zu verinnerlichen, wäre Zeit erforderlich…
Mittwoch
Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich gibt heute den Ton an, insbesondere sein Reitweg. Wir fahren nach Valdemossa und gehen los nach Norden, erreichen einen Aussichtspunkt mit Blick auf den Galatzo, überschreiten ein Gipfelchen mit einem verschlossenen Haus. ( Warum der Erzherzog wohl einen Reitweg über die Berge in den Felsen brauchte ? ) Schließlich am Caragoli 945m angekommen, können die dunklen Wolken ihre Fracht nicht mehr zurückhalten, es fängt an zu regnen. Wir steigen ab, natürlich hört dann der Regen auf, und oberhalb Valdemossa schließt sich die nette, aber zu feuchte Runde.
In Valdemossa muss der berühmte Kartoffelteigkuchen probiert werden: geschmacklich neutral. Frederic Chopin war 1838/39 übrigens auch hier, mit George Sand („Ein Winter in Mallorca“) – hat uns alles Aina erzählt.
Donnerstag
Quartierwechsel ins Kloster Lluc steht an. Aber auf dem Umweg über die Mortitx Schlucht. Wir beginnen unseren Abstieg bei der Finca Mortitx. Durch hohe grüne Schneidegras-Büschel und vorbei an bizarren grauen Fels-Formationen kommen wir zu einem verfallenen Bauernhof. Und nun geht es hinunter ans Meer, eine kleine Bucht, ein Felsvorsprung ermöglicht den Blick auf die Hexenhöhlen, Auswaschungen in der Felswand. Ein Platz zum längeren Verweilen. Aber die Pflicht ruft, und wir steigen wieder hoch zum Bauernhof und biegen dort rechts ab und steigen in der Schlucht über Felsblöcke hoch. Trockenes Canyoning.
Eindrucksvolle Tour.
Das Kloster entpuppt sich als eine einfache und große Unterkunft.
Freitag
Der zweithöchste Berg Puig de Massanella 1365m ist ohne Zweifel ein lohnendes Ziel, der Aussicht und der Landschaft wegen. Startpunkt ist das Kloster, die Welt ist in Nebel gehüllt. Aber das kann sich ja ändern. Wir erreichen ein restauriertes Schneehaus, ein „Behälter“ für Schnee und Eis, das dann im Frühjahr ins Tal gebracht wurde, und steigen durch Felsgelände zum Gipfel. Die Sicht ist immer noch auf 100m beschränkt. Das ist schade. Auch der Abstieg bleibt nebelig. Und wir passieren, es ist kaum zu glauben, eine Mautstelle, bei der Grundstücksbetretungsgebühren erhoben werden (siehe oben).
Samstag
Heute ist Nationalfeiertag, anlässlich der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus.
Der Nordosten Mallorcas wird erkundet. Wir fahren nach Alcudia und besteigen auf der Halbinsel den Talaia d’Alcudia 451m. Dabei haben wir freie Sicht nach links + rechts in die Buchten von Alcudia + Pollenca, und aufs Cap Formentor. Das nächste Ziel ist die alte Befestigungsanlage Penya des Migdia 354m, gekrönt mit einer Kanone, ein wunderschöner Aussichtspunkt. Ich könnte hier länger sitzen und das Meer betrachten…
Eine alte Bergsteiger-Regel lautet: Nach der Tour ein Bad, und so wird es auch heute gehalten. Ein idyllischer Kiesstrand mit einer kleinen Felsinsel lockt nicht vergeblich. Und danach una cerveza in der Strandbar.
In Lluc ist Markt.
Sonntag
Für den Rückflug will ebenfalls wieder früh aufgestanden sein; der Fug belohnt allerdings mit einer phantastisch klaren Sicht auf die schneebedeckten bayrischen Berge, die Zugspitze, die Seen im Alpenvorland und auf München. Mein Koffer macht sich selbständig und erreicht mich nach 3 Tagen.
Eine gute Woche.
Mit Aina, Uschi+Uli, Christine+Erik, Sabine+Andreas, Astrid, Christine, Konni, Hanna, Ingo, Johann, Michael, Markus.