Fotos & Berge
10.08.2017 / Reise

Tasiilaq • Grönland

Die Motivation
Ich wollte in diesem Leben noch Eisberge live erleben.

Die Reise
Tag 1 Flug nach Keflavik, Island
Tag 2 Übernachtung in einem Gästehaus, Bus-Fahrt nach Reykjavik, Propeller-Flug nach Kulusuk, Boot-Fahrt nach Tasiilaq, Zeltplatz des Roten Hauses. Wir übernehmen die Zelte und die Verpflegung für die nächsten 12 Tage.
Tag 3 Wanderung über den Qaqertivagajik (ein Berg)
Tag 4 Boot-Fahrt in den Sermilik Fjord und an die Nordseite des Tasiilaartik Fjordes
Tag 5 Wanderung auf einem Höhenrücken zum Sermilik-Fjord-Blick
Tag 6 Boot-Fahrt auf die gegenüberliegende Seite, Durchquerung und über den Ficksbjerg zum Hundefjord
Tag 7 Ruhetag
Tag 8 Besuch beim Inlandeis
Tag 9 Boot-Fahrt zur Südseite des Johan Peterson Fjords
Tag 10 Wanderung zu Bergseen und Abstieg über Gletscherzunge
Tag 11 Regentag
Tag 12 Boot-Fahrt zur Mündung des Sermilik Fjordes. Drei fahren weiter nach Tasiilaq, die anderen machen am nächsten Tag eine Durchquerung im Regen
Tag 13 Regentag auf dem Zeltplatz und im Roten Haus, am Abend sind wir wieder vereint
Tag 14 Tasiilaq, Besuch des Service-Hauses (Dusche) und des Museums
Tag 15 Boot-Fahrt nach Kulusuk und Rückflug nach Reykjavik
Tag 16 Ankunft in München

Tasiilaq
Ein seltsamer Ort. 2100 Menschen (2015). Aus der Zeit gefallen, existiert nur für sich, eingefroren von November bis Juni, erreichbar mit Boot/Hundeschlitten und Hubschrauber und Handy/Internet. Autos fahren, Taxis, die Polizei, auf Straßen, die am Ortsrand enden, Kinderwagen werden geschoben, eine Schule, Krankenhaus, eine riesige Müllkippe, angekettete Hunde, keine Landwirtschaft, Supermärkte, die den gesamten Bedarf abdecken…
Wie lässt sich hier leben, mit den alten Traditionen, die das Überleben seit Tausenden von Jahren irgendwie sicherten, und dem neuen vermeintlichen Glück westlicher Konsumgüter?

Die Gruppe
Insgesamt sind wir 13 Personen, davon 4 Elternteile mit Kind (zwischen Mitte 10 und Mitte 20). Eine leistungsstarke Gruppe, ein Ausgleich seitens der Reiseleitung (bereits am ersten Abend die Bemerkung „Das ist keine Fotoreise“) wäre mir sehr entgegengekommen.

Motorboote und Eisberge
Die Fahrt mit dem Schnellboot auf dem offenem Meer ist ein Erlebnis für die Bandscheiben. Wenn der Bootsführer die Wellen im rechten Winkel nimmt, verwandelt sich das Boot in ein unbarmherziges Hüpfboot.
In den Fjorden regieren die Eisberge, majestätisch, souverän, Individuen aus einer uns fremden Welt. Manchmal schlagen Eisstücke gegen den Rumpf, der absolute Höhepunkt der Reise sind die dynamischen Kurvenfahrten durchs Eisberg-Labyrinth. Ein Halt vor solch einem Berg Eis wäre schön gewesen, aber das lässt der enge Zeitplan des Roten Hauses nicht zu, viele andere Gruppen sind ebenfalls auf die Boote der Inuit angewiesen.

Das Lagerleben
Die Infrastruktur besteht aus den Zelten und dem Küchenzelt, dort befinden sich zwei Kochstellen mit Gasflaschen. Die Kochtöpfe und der Wasserkessel sind verrußt, so wie es sich für eine Expedition gehört (meine Vermutung). In Plastikcontainern werden die Lebensmittel aufbewahrt. In der Mitte des Zeltes steht der Tisch, ein Metallcontainer mit Spanplatte drauf, und drum herum gruppieren sich die bequemen Dreibein-Hocker.
Bei jedem Lagerwechsel ist der gesamte „Krempel“ zusammen zu packen, in die beiden Boote zu laden und dann wieder zu entladen (bei den Durchquerungen besorgen das Entladen die Inuit, einmal wird versehentlich die gesamte Ausrüstung einen Kilometer vom tatsächlichen Lagerplatz entfernt abgestellt, jenseits eines breiten Baches) und aufzubauen.
Das Frühstück gestaltet sich auf die Dauer eher einfallslos (also expeditionsartig), Müsli, Vollkornbrot, Käse, Wurst, Marmelade, Tee, Kaffee. Das Abendessen wird vom eingeteilten Küchenteam bereitet. Polenta, Couscous, Nudeln, Kartoffelbrei mit gefriergetrocknetem Gemüse und zum Beispiel Thunfischsoße sind die Variationsmöglichkeiten. Einmal bringt ein Boot einen Brocken Walfleisch mit, ein anderes Mal werden Pilze gesammelt. Mit bewundernswerter Ausdauer widmet sich Thomas einem Kaiserschmarrn als Nachtisch.
In der Nähe der Zelte sind die Wasserstelle und in einer anderen Richtung die Stelle mit dem Spaten.

Landschaft und Touren
Runde vom Eis abgeschliffene Granitkuppen und in der Ferne zackige Gipfel, große und kleine Seen, Fjorde mit Eisbergen, aufgetauter Permafrostboden, keine Bäume, Schneefelder, Gletscherströme und Inlandeis, Mücken.
Weglos. Stete Konzentration ist erforderlich. Abwechslungsreich. Sehr einsam. Wild & weit. Der Orientierungssinn der Reiseleitung ist beachtlich. Ein Gewehr ist mit dabei, Eisbären werden aber nicht gesichtet.

Mit Marina, Claudia, Daniel, Doris, Johanna, Luisa, Michael, Paul, Thomas, Wolfgang, Wolfgang und Gudrun.

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